Mitten im Herzen Münchens wächst derzeit ein Projekt heran, das gleichermaßen für Aufsehen wie Hoffnung sorgt: Auf dem historischen Gebäude der „Alten Münze“ entsteht eine Photovoltaikanlage, die Klimaschutz und Denkmalschutz nicht gegeneinander ausspielt, sondern intelligent miteinander verbindet. Es ist ein Pionierprojekt, das zeigt, wie ästhetische Ansprüche, kulturelles Erbe und technologische Innovation in Einklang gebracht werden können – und damit bundesweit Maßstäbe setzt.
Ein Denkmal im Wandel der Zeit
Die „Alte Münze“ – errichtet 1563 als Hofmarstall und Kunstkammer für Herzog Albrecht V. – blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Vom königlichen Münzstandort bis hin zur fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Wiederaufbau: Dieses Gebäude ist nicht nur steinerner Zeitzeuge, sondern Symbol für Wandel und Erneuerung. Seit 1986 hat hier das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) seinen Sitz – und bringt nun frischen Schwung auf die traditionsreichen Ziegeldächer.
Solarbiber statt Standardmodule: Technik trifft Tradition
Auf dem rund 385 Quadratmeter großen Dach montieren Dachdecker seit September 2025 eine speziell entwickelte Indach-Photovoltaikanlage mit sogenannten Solarbibern – einer innovativen Kombination aus klassischem Biberschwanzziegel und integrierter Solarzelle. Diese Lösung fügt sich nahtlos in die historische Dachstruktur ein und wahrt das Stadtbild der Münchner Altstadt.
Die rund 13.860 Solarbiber liefern eine Leistung von knapp 30 kWp, was jährlich bis zu 10.000 Euro Stromkosten einspart und in drei Jahrzehnten etwa 319 Tonnen CO₂ vermeidet. Eine Eigenverbrauchsquote von 98 % macht das Projekt zudem zu einem energieeffizienten Vorbild.
Klimaschutz im Denkmalschutzgesetz verankert
Die Grundlage für dieses Leuchtturmprojekt bildet die Novellierung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes im Jahr 2023. Erstmals wurde darin der Klimaschutz explizit mitgedacht – ein Meilenstein, wie Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil betont:
„Die PV-Anlage auf dem Dach der Alten Münze ist sichtbarer Beweis dafür, dass technische Innovation und kulturelles Erbe keine Gegensätze sein müssen.“
Architektur mit Fingerspitzengefühl
Den Wettbewerb zur Neugestaltung des Daches gewann der Entwurf des Architekten Prof. Florian Nagler. Sein Konzept sieht vor, dass die PV-Flächen optisch in das historische Dach übergehen. Besonders im ornamentalen Übergang von Solarziegeln zu herkömmlichen Terrakottaziegeln wird die architektonische Qualität sichtbar: Ästhetik wird hier nicht geopfert, sondern neu interpretiert.
Auch in punkto Brandschutz, Materialwahl und Montagetechnik betritt das Projekt Neuland – und generiert dabei wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Vorhaben.
Ein Pilotprojekt mit Strahlkraft
Dass ein Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert nun als Plattform für moderne Energiegewinnung dient, ist kein Zufall. Vielmehr zeigt es, wie durch partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Denkmalpflege, Bauplanung und moderner Energietechnik neue Wege für die energetische Sanierung im Altbestand möglich werden.
Mit diesem Projekt beweist der Freistaat Bayern, dass historische Gebäude keine Hemmnisse für die Energiewende sind – im Gegenteil: Sie können Leuchttürme einer neuen Baukultur sein.
Photovoltaik auf dem historischen Kraftwagenhof geht ans Netz





