Die Sonne lacht, die Module glühen – doch was passiert, wenn an Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten die Solaranlagen Strom im Überfluss liefern? Drohen Überlastungen oder gar Stromausfälle durch zu viel grünen Strom? Die kurze Antwort: Nein, aber die Lage bleibt angespannt.
Solarboom trifft auf Feiertagsflaute
Mit einem Rekordzubau von 17,3 Gigawatt im Jahr 2024 haben Photovoltaikanlagen in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt. Diese Leistung entspricht jener von 17 klassischen Großkraftwerken – beeindruckend, aber herausfordernd. Denn zu Ostern und Pfingsten sinkt der Stromverbrauch spürbar: Viele Fabriken ruhen, Büros bleiben dunkel, die Nachfrage geht zurück.
Treffen dann auch noch strahlend blauer Himmel und eine leichte Brise – sogenannte Hellbrisen – auf dieses Verbrauchsloch, summieren sich Solar- und Windstrom zu einer potenziell kritischen Einspeisung. Laut CFP Flexpower könnte die Erzeugung den Verbrauch an Ostern um bis zu drei Gigawatt übersteigen.
Warum das Netz trotzdem stabil bleibt
Trotz dieser Zahlen warnen Experten nicht vor einem Blackout, sondern sehen vor allem eine Herausforderung für das Feinmanagement der Stromnetze. Denn die Regel lautet nach wie vor: Erzeugung = Verbrauch. Sobald das Gleichgewicht gestört ist, müssen Netzbetreiber eingreifen.
Die Netzbetreiber betonen: „Wir sind vorbereitet.“ Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber – Amprion, Tennet, 50Hertz und TransnetBW – sowie rund 900 regionale Verteilnetzbetreiber sorgen in verantwortungsvoller Zusammenarbeit dafür, dass es nicht zu flächendeckenden Ausfällen kommt.
Von der Abregelung zur Speicherlösung
Ein zentrales Instrument bleibt dabei die Abregelung: Solarparks, insbesondere große, steuerbare Anlagen, können bei Bedarf vom Netz genommen werden. Zudem wirken Batteriespeicher als Puffer im System. In Deutschland sind laut VDI über zehn Gigawatt Speicherkapazität installiert, die bei Stromüberschuss aufgeladen werden – und bei Knappheit wieder entladen.
Diese Speicher können nicht nur Energie zwischenspeichern, sondern auch die Netzfrequenz stabilisieren. Anlagen, die nach Mai 2019 installiert wurden, reagieren sogar automatisch auf Frequenzschwankungen. Sie sind damit ein integraler Bestandteil moderner Netzarchitektur.
Keine Panik vor dem Brownout
In den Medien kursieren Begriffe wie Brownout – geplante, regionale Stromabschaltungen zur Entlastung der Netze. Auch wenn sie theoretisch möglich sind, schätzen sowohl die Bundesnetzagentur als auch der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) das Risiko als gering ein. Die Betreiber seien durch gesetzliche Vorgaben, smarte Netzplanung und Investitionen in Infrastruktur gut vorbereitet.
Ein wichtiger Fortschritt: Das im vergangenen Jahr beschlossene Solarspitzengesetz. Es beendet die Vergütung bei negativen Strompreisen für neue Anlagen ab zwei Kilowatt Leistung. Dadurch entsteht ein ökonomischer Anreiz, Strom nicht in ohnehin überversorgte Netze einzuspeisen – ein kleiner, aber wirkungsvoller Hebel.
Fazit: Die Sonne bringt mehr Chancen als Risiken
Auch wenn die Herausforderungen wachsen – ein Sonnenbad über die Feiertage muss niemand mit Stirnrunzeln betrachten. Die Energiewende erfordert vorausschauende Netzplanung, Flexibilität und technologische Innovation. Und genau das geschieht bereits.
So bleiben Ostern und Pfingsten hell – nicht trotz, sondern dank der Sonne.