Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern: Große Chance, wenig politischer Wille?

Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern gehören längst zum vertrauten Bild deutscher Dächer. Doch bei Mehrfamilienhäusern stockt der Ausbau – trotz riesigen Potenzials. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung lebt in Mehrfamilienhäusern, viele mit idealen Voraussetzungen für Solarstrom vom Dach. Dennoch wird der Ausbau ausgebremst – nicht durch mangelndes Interesse, sondern durch politische und bürokratische Hemmnisse.

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) warnt vor einem drohenden Rückschritt bei der Energiewende in der urbanen Realität. Zwar zeigen Städte wie Aachen und Lüneburg, dass gemeinschaftliche Gebäudeversorgung durch Photovoltaik technisch und sozial funktionieren kann – doch Gesetzesinitiativen wie das „Solarspitzengesetz“ wirken in eine andere Richtung. Die Nullvergütung für überschüssigen Strom, komplizierte Abrechnungsmodelle und steigende Kosten für Messstellen im Gebäude schrecken ab. Ganz zu schweigen von der Debatte um neue Netzentgelte, die selbst engagierte Mieter:inneninitiativen lähmen.

„Wir erhalten täglich Anfragen von verunsicherten Menschen, die in Photovoltaik investieren möchten, aber mit einer Flut an Vorgaben konfrontiert sind“, erklärt Taalke Wolf vom SFV-Beratungsteam. Besonders kritisch sei die wachsende Zahl von Abregelungen – also Situationen, in denen Solaranlagen abgeschaltet werden müssen, ohne dass die Einspeisevergütung angepasst wird. Dieses Spannungsfeld zwischen Ausbauzielen und realpolitischen Hürden bringt die Energiewende in deutschen Städten ins Stocken.

Unterstützung kommt vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), der sich klar für die Förderung von Mieterstrommodellen ausspricht. Diese ermöglichen es Mieter:innen, direkt vom Solarstrom auf dem eigenen Hausdach zu profitieren. Doch bisherige gesetzliche Regelungen seien unnötig kompliziert. „Anstatt Mieterstrom zu bremsen, muss der Gesetzgeber endlich einfache und wirtschaftlich tragfähige Rahmenbedingungen schaffen“, fordert der BSW in einer aktuellen Pressemitteilung. Besonders kritisiert werden aufwändige Abrechnungsverfahren, die vielerorts zur Aufgabe gut geplanter Projekte führen.

Auch die Deutsche Energie-Agentur (dena) betont die Dringlichkeit, innerstädtische Potenziale besser zu nutzen. In einer Analyse zur urbanen Energiewende weist sie auf die zentrale Rolle kommunaler Akteure hin: Städte und Gemeinden bräuchten gezielte Förderprogramme, um den Ausbau von PV auf Mehrfamilienhäusern effektiv zu koordinieren. Besonders bei Bestandsgebäuden sei die Herausforderung groß – aber nicht unlösbar.

Die Lösung? Ein Paradigmenwechsel in der Bundespolitik. Statt ständig neuer Hürden braucht es einfache, transparente Regeln, die Investitionen ermöglichen und nicht abschrecken. Die Technik ist da, die Menschen sind bereit – nun ist die Politik gefordert. Der Ruf nach Entbürokratisierung ist nicht neu, aber aktueller denn je.

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Presse-kontakt: Klaus-Martin Meyer

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