Das Bundeslang Nordrhein-Westfalen positioniert sich erneut als Vorreiter der Energiewende. Mit einer frischen Bundesratsinitiative macht sich das bevölkerungsreichste Bundesland dafür stark, die Potenziale schwimmender Photovoltaik (Floating-PV) besser zu nutzen – insbesondere auf künstlichen Seen, wie sie etwa im Zuge des Kies- und Sandabbaus entstanden sind.
Schwimmende Photovoltaik: Mehr Freiheit für ein unterschätztes Potenzial
Aktuell limitiert das Wasserhaushaltsgesetz des Bundes den Ausbau von Floating-PV durch pauschale Flächen- und Abstandsregelungen. Das hemmt wirtschaftlich rentable Großprojekte, obwohl gerade künstliche Gewässer in vielen Regionen reichlich zur Verfügung stehen. Umweltminister Oliver Krischer betont deshalb: „Größere Anlagen sind wirtschaftlicher und eröffnen neue Perspektiven, gerade in Gebieten wie dem Niederrhein, wo Baggerseen reichlich vorhanden sind.“
Der Antrag aus NRW fordert von der Bundesregierung eine flexiblere Gesetzgebung. Ziel ist es, Floating-PV-Projekte ökologisch verträglich und wirtschaftlich sinnvoll realisierbar zu machen. Ein entscheidender Schritt, um Solarenergie flächenschonend zu erzeugen – ganz ohne den Druck auf Agrarflächen zu erhöhen.
Wirtschaft trifft Klimaschutz: NRW zeigt, wie es geht
Auch Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sieht im Ausbau schwimmender Solaranlagen einen strategischen Vorteil: „Die Energiewende braucht kreative Lösungen. Floating-PV kann ein zentrales Instrument sein, um industrielle Anforderungen mit ökologischer Verantwortung zu vereinen.“ Für ein Industrieland wie Nordrhein-Westfalen bedeutet das: mehr Unabhängigkeit durch lokal erzeugten Strom, kürzere Transportwege und eine ressourcenschonende Flächennutzung.
Erste Projekte schwimmen bereits erfolgreich
In Nordrhein-Westfalen schwimmen bereits sechs Floating-PV-Anlagen auf künstlichen Gewässern. Die bislang größte befindet sich auf dem Baggersee in Wesel-Bislich. Mit einer Leistung von 5,6 Megawatt erzeugt sie jährlich rund 5 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom – genug, um mehrere tausend Haushalte zu versorgen.
Weitere Beispiele finden sich in Haltern am See, Coesfeld und im Kreis Kleve. Ein besonderes Projekt kommt aus der Wissenschaft: Die Universität Düsseldorf plant eine Floating-PV-Anlage auf ihrem Uni-See, die den Strombedarf von 171 Einfamilienhäusern decken könnte – mitten in der Stadt.
Diese Pionierprojekte zeigen: Floating-PV ist nicht nur technisch möglich, sondern auch ökologisch vertretbar und ökonomisch sinnvoll. Die Anlagen bedecken meist tiefe Bereiche der Seen, in denen kaum Pflanzen wachsen oder Tiere leben – der Eingriff in die Natur ist also minimal. Gleichzeitig tragen sie zur lokalen Energieversorgung bei und verringern die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Blick nach vorn: Sommerpause könnte Entscheidung bringen
Der Antrag aus Nordrhein-Westfalen liegt nun zur Beratung bei den zuständigen Bundesratsausschüssen. Eine Entscheidung noch vor der Sommerpause ist möglich – und könnte den Startschuss für eine neue Ära der Photovoltaik auf dem Wasser bedeuten.
Fazit:
Mit dem Vorstoß für mehr Floating-PV zeigt NRW, wie innovative Energielösungen konkret umgesetzt werden können. Gerade in einem dicht besiedelten und wirtschaftlich starken Bundesland sind solche Konzepte unerlässlich, um die Klimaziele zu erreichen – und das bei maximaler Flächeneffizienz und minimalem Eingriff in die Natur.