In Zeiten globaler Klimakrisen und wachsender Energieunsicherheit rückt die Photovoltaik (PV) als tragende Säule der Energiewende zunehmend ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Ein aktueller Bericht des renommierten Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE bringt Licht ins Daten- und Argumentationsdunkel. Die Publikation „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ zeigt eindrucksvoll, wie leistungsfähig, wirtschaftlich und zukunftsfähig die Solarstromtechnologie bereits heute ist.
Was ist das Fraunhofer ISE?
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE mit Sitz in Freiburg ist Europas größtes Solarforschungsinstitut. Es entwickelt Technologien für eine nachhaltige Energieversorgung und arbeitet entlang der gesamten PV-Wertschöpfungskette – von der Materialforschung über Systemintegration bis hin zur Energiemarktmodellierung. Mit seiner anwendungsnahen Forschung zählt das Fraunhofer ISE weltweit zu den Impulsgebern im Bereich erneuerbare Energien.
Zahlen, die überzeugen
Bereits 2024 produzierte die deutsche Photovoltaik 72,6 Terawattstunden Strom – das entspricht rund 14 % des Bruttostromverbrauchs. Der geplante Ausbau auf 215 Gigawatt installierte PV-Leistung bis 2030 soll diesen Anteil auf etwa 30 % erhöhen. Zur Erinnerung: 2013–2018 wurden im Schnitt lediglich 1,9 GW pro Jahr neu installiert, 2024 waren es hingegen bereits 16,9 GW – ein klares Zeichen für die politische und gesellschaftliche Aufbruchstimmung.
PV-Strom ist längst konkurrenzfähig
PV war einmal teuer – heute zählt Solarstrom zu den günstigsten Energiequellen. Großanlagen produzieren zu 4–7 Cent pro Kilowattstunde, kleine Dachanlagen liegen zwischen 6 und 14 Cent. Selbst nach Berücksichtigung der Systemkosten für Netzausbau und Speicherspeicher zeigt sich: Die Investition in Solarstrom ist ein volkswirtschaftlicher Gewinn. Eine Studie beziffert die Einsparungen durch Wind- und Solarstrom zwischen 2011 und 2018 auf 227 Mrd. Euro – bei EEG-Förderkosten von 157 Mrd. Euro. Das bedeutet: Unter dem Strich sparen wir mit der Energiewende.
Sonnenstrom für alle – nicht nur für Eigenheimbesitzer
Ein weitverbreiteter Mythos lautet, PV lohne sich nur für Einfamilienhausbesitzer. Das Gegenteil ist richtig: Dank Mieterstrommodellen, Steckersolargeräten („Balkonmodule“) und Bürgerenergieprojekten wird Photovoltaik zunehmend demokratisiert. Über 780.000 Steckermodule waren Ende 2024 gemeldet, mit stark wachsender Tendenz.
Versorgungssicherheit und Netzstabilität? Kein Problem
Sonnenstrom gilt als volatil – doch das deutsche Stromnetz hat längst gelernt, damit umzugehen. Über 4,8 Millionen PV-Anlagen speisen dezentral ein, großteils direkt im Niederspannungsnetz. Speichertechnologien, smarter Eigenverbrauch und hybride Wind-Solar-Konzepte stabilisieren das System zusätzlich. Laut Fraunhofer ISE ist die Versorgungssicherheit sogar gestiegen, wie der sinkende „SAIDI“-Index (durchschnittliche Stromausfalldauer) beweist.
Flächenpotenziale sind ausreichend – und ökologisch verträglich
Der Bericht macht klar: Deutschland hat genügend Fläche für den notwendigen PV-Ausbau – und zwar ohne nennenswerte Konflikte mit Naturschutz oder Landwirtschaft. Integrierte Lösungen wie Agri-PV, Moor-PV oder Floating-PV auf Seen erschließen zusätzliche Kapazitäten. Auch urbane Räume bieten enorme Potenziale, etwa durch PV auf Parkplätzen, Lärmschutzwänden und Gebäudefassaden.
Klimaschützer mit internationaler Wirkung
Neben der Einsparung von rund 42 Millionen Tonnen CO₂ allein im Jahr 2022 ist der größte Beitrag der deutschen PV-Politik vielleicht ein anderer: das EEG als Blaupause für die Welt. Durch die frühe Marktentwicklung in Deutschland wurde die globale Produktionskapazität für PV-Module massiv gesteigert – mit sinkenden Preisen weltweit. So wurde Solarstrom zur bezahlbaren Option auch für Schwellen- und Entwicklungsländer.
Fazit
Deutschland hat mit der Photovoltaik einen technologischen Joker im Rennen um die Energiewende. Der aktuelle Bericht des Fraunhofer ISE belegt faktenbasiert: Solarstrom ist günstig, umweltfreundlich, skalierbar – und längst systemrelevant. Die Zukunft ist sonnig – wir müssen sie nur konsequent gestalten.