Moor-Photovoltaik: Wie Solarstrom die Wiedervernässung von Mooren vorantreiben kann

Moore sind wahre Klimaschützer – wenn sie nass sind. Doch in Deutschland wurden über Jahrzehnte hinweg rund 70 Prozent dieser sensiblen Ökosysteme für die Landwirtschaft entwässert. Die Folgen: Torf zersetzt sich, riesige Mengen an CO₂ entweichen, und fruchtbare Böden verlieren ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher. Genau hier setzt ein innovatives Forschungsprojekt an: MoorPower will klären, ob und wie Photovoltaik auf wiedervernässten Moorböden zur Doppelnutzung und damit zur nachhaltigen Transformation von Landwirtschaftsflächen beitragen kann.

Was ist Moor-Photovoltaik?

Das Konzept der Moor-Photovoltaik (kurz: Moor-PV) verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Klimaschutz durch Wiedervernässung sowie die gleichzeitige Produktion von grünem Strom. Das Besondere: Die Solarmodule werden nicht auf trockenem Boden errichtet, sondern auf Flächen, die gezielt wiedervernässt werden. Das eröffnet nicht nur ökologische Chancen, sondern bietet Landwirten auch eine wirtschaftliche Perspektive. Denn: PV-Anlagen generieren Einnahmen – auch dort, wo konventioneller Ackerbau nicht mehr möglich oder erwünscht ist.

MoorPower – Pionierarbeit für ein neues Flächennutzungskonzept

Unter der Leitung der Universitäten Greifswald und Hohenheim sowie dem Thünen-Institut und dem Fraunhofer ISE untersucht das Projekt MoorPower die technische, ökologische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit von PV-Anlagen auf wiedervernässten Mooren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt dafür rund sieben Millionen Euro zur Verfügung. In Mecklenburg-Vorpommern entsteht auf sechs Hektar eine Experimentalfläche, auf der verschiedene Solaranlagen-Designs mit unterschiedlichen Fundamenten, Modultypen und Aufständerungen unter realen Bedingungen getestet werden – und das bei drei verschiedenen Wasserständen.

Neben der technischen Umsetzung rückt das Projekt vor allem ökologische Fragestellungen in den Fokus: Wie reagieren typische Moorpflanzen auf die Beschattung? Wie verändern sich Biodiversität, Wasserhaushalt und Treibhausgasemissionen? In Topfversuchen und großflächigen Modellregionen, etwa in Niedersachsen, werden diese Aspekte detailliert untersucht.

Wiedervernässung mit Perspektive: Von der Forschung in die Praxis

Ein zentraler Anspruch des Projekts ist es, praxisnahe Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Projektleiterin Agnes Wilke vom Fraunhofer ISE betont: „Die parallele Planung von PV-Anlage und Wiedervernässung ist Neuland. Wir wollen erproben, wie diese Kombination optimal umgesetzt werden kann.“

Dabei steht eines fest: Nur stark degradierte und landwirtschaftlich genutzte Moorflächen sollen für Moor-PV erschlossen werden. Schutzgebiete und ökologisch intakte Moore bleiben davon ausdrücklich unberührt. Denn: Ohne Wiedervernässung bringt die Installation von PV-Anlagen auf Mooren keine Klimavorteile – im Gegenteil, die Emissionen würden weiter ansteigen.

Landwirtschaft neu denken: Paludikultur als Ergänzung

Spannend ist auch der Blick auf sogenannte Paludikultur – also landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorflächen mit moortypischen Pflanzen wie Rohrkolben oder Schilf. Diese könnten perspektivisch neben oder unter PV-Anlagen kultiviert werden. So entsteht ein drittes Nutzungselement neben Klimaschutz und Stromerzeugung.

Fazit: Potenzial für Klima, Landwirtschaft und Energieversorgung

Das Projekt MoorPower bringt frischen Wind in die Diskussion um Flächennutzung und Klimaschutz. Es zeigt, dass PV-Anlagen auf wiedervernässten Mooren ein tragfähiger Kompromiss sein könnten – für mehr Biodiversität, weniger Emissionen und eine zukunftsfähige Energieversorgung. Noch ist die Technologie jung, doch der Forschungsbedarf trifft auf großes politisches Interesse: Seit 2023 fördert die Bundesregierung solche Anlagen gezielt.

Wenn es gelingt, die Ergebnisse in skalierbare Modelle zu übertragen, könnten Moor-PV-Anlagen künftig helfen, jährlich zehntausende Hektar Moor wiederzuvernässen – und Deutschland seinen Klimazielen einen großen Schritt näher bringen.

Weitere Neuigkeiten

Evergreen Newsletter

Bleibe auf dem aktuellsten Stand

Presse-kontakt: Klaus-Martin Meyer

Klaus-Martin Meyer, Onlinemarketing Magier

Jetzt kostenlos beraten lassen

4.9
Basierend auf 50 Bewertungen
powered by Google